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Geldpolitische Fehler „Made in Germany“

 Es ist doch logisch das EZB Chef Mario Draghi in erster Linie Geldpolitik für sein Heimatland Italien macht und nicht für Deutschland. Doch bevor man immer auf andere zeigt, sollte man einmal bei sich selbst anfangen. Hier sind einige Beispiele, was in Deutschland so alles schief läuft:

 1.) Finanzpolitische Bildung: erst kürzlich schrieb eine Kölner Abiturientin „Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann eine Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen“. Die Antwort der Politik darauf: „Hierfür sind die Eltern zuständig und nicht die Schule“. Aber meistens haben die Eltern selbst keine Ahnung, was z.B. ein Rentenfonds, eine Aktie oder der Leitzins ist. Somit sind deutsche Abiturienten Schlußlicht in Finanzwirtschaft unter allen westlichen Ländern. Dies kann man täglich in Beratungsgesprächen z.B. zur Altersvorsorge erleben. Hier fehlen einfach die einfachsten Kenntnisse. Dies kann ein Berater auch nicht in zwei oder drei Gesprächen vermitteln. Auch helfen hier keine Beratungsprotokolle, weil man meistens ankreuzen müsste: der Kunde hat so gut wie keine Kenntnisse (und ist somit seinem Berater hilflos ausgeliefert).

2.) Die deutsche Sparbuch- und Lebensversicherungsmentalität: oftmals hört man von Kunden, das diese Mentalität uns doch in der Finanzkrise geholfen hätte. Dies ist leider falsch. Ohne die 100 Mrd. Staatshilfe für die Hypo Real Estate (HRE) wäre z.B. der komplette Pfandbriefmarkt zusammen gebrochen, was vielen Sparern und Lebensversicherungskunden Verluste von ca. 30% gebracht hätte. Zur HRE gehörte nämlich die in Irland registrierte DEPFA, die ein quasi Monopol über Pfandbriefe besaß. Mindestens genauso dumm ist allerdings auch die von der Politik verordnete Pflicht für Lebensversicherer, nur einen Minianteil an Aktien halten zu dürfen und stattdessen europäische Staatsanleihen zu kaufen. Hier haben Politiker offenbar vergessen, das auch Anleihen je nach Bonität wertlos werden können. Dies führte letztendlich dazu, das ein schneller Austritt von Griechenland aus dem Euro damals nicht möglich war, weil sonst… na Sie wissen schon… die Lebensversicherer und Banken auf riesigen Verlusten für ihre Kunden sitzen geblieben wären. So hat Deutschland bisher über 70 Mrd. Steuergelder allein für Griechenland verpulvert und der Austritt aus dem Euro wird dennoch kommen. Nur wäre Griechenland mit der Drachme schon längst wieder wettbewerbsfähig und hätte zudem weniger Schulden als heute.

3.) Die Aktien = Zockerei Mentalität:  wenn man Bundesfinanzminister wie Herrn Steinbrück oder Herrn Schäuble hört, sind Aktien Gift für Kleinanleger und sollten mit immer höheren Steuern belegt werden. Nur leider ist da Deutschland ziemlich allein in der Welt. Die Aktiengewinne im DAX z.B. haben britische oder amerikanische Pensionsfonds eingefahren und nur wenige deutsche Kleinanleger. Aktien sind zu allererst in einem vernünftig geregelten Markt (wie in Deutschland z.B.) für Unternehmen ein wichtiges Mittel zur Kapitalbeschaffung. Damit können sie expandieren und Arbeitplätze schaffen und machen sich nicht von Bankkrediten abhängig. Kapitalanlage in Aktien sollte endlich einmal von der Politik gefördert werden, damit wir in diesem Land wieder dauerhafte Renditen erzielen, statt 0% Zinsen auf das Sparbuch zu bekommen.

4.)  Steuervorteil = unrentables Investment: Diese Gleichung stimmt leider. Überall wo es in den letzten 25 Jahren in Deutschland einen staatlichen gewährten Steuervorteil auf Kapitalanlagen gab, hätte sich das zugrunde liegende Investment nie gelohnt. Ob Filmfonds, Beteiligungen, Berliner Sozialwohnungsbau oder selbst die Riester Rente. Steuervorteile setzen für unerfahrene Kunden nur die falschen Anreize und vernichten viel Geld.

5.) Der Problem Euro: zur Euroeinführung hat uns die Politik folgendes verkauft: man nehme eine starke Währung wie die D-Mark, eine weniger starke wie den Franc und zahlreiche schwache wie z.B. die Lira. Die tut man dann alle in einen Topf, schüttelt einmal kräftig durch und heraus kommt: ein starker Euro. Es war natürlich ein Märchen. Eine starke Währung ist bekanntermassen Gift für eine schwache Wirtschaft und umgekehrt. Besser wäre es gewesen, den Euro nur für die wirtschaftlich stärkeren Nordländer einzuführen mit einem Kurs von ca. 1,30 zum Dollar, und einen ECU (die Vorläuferwährung des Euro) mit einem Kurs von ca. 0,90 zum Dollar für die Südlander inkl. Frankreich. Griechenland gehört im übrigen in keine von beiden. Diese Aufspaltung des Euro wäre übrigens auch heute noch relativ problemlos möglich.